Kinder zu Bewegung motivieren ist ganz einfach, wenn du ein paar wichtige Details berücksichtigst. Ich möchte dir in diesem Artikel einen Überblick darüber geben, wie du es auch deinen Kindern schmackhaft machen kannst, sich mehr zu bewegen bzw. Sport zu betreiben.
Wie sieht die Ausgangslage aus und wie viel Bewegung wird für Kinder empfohlen?
Die Ausgangslage (Weineck, 1996; Grosser & Starischka, 1998) war schon vor gut 10 Jahren alles andere als rosig und hat sich seither leider nicht verbessert, sondern es ist eher das Gegenteil passiert:
- Im Alter von 3- bis 6 Jahren gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen den Spielmöglichkeiten im Wohnumfeld und den motorischen Leistungen der Kinder.
- 65% der Kinder sind durch Bewegungsmangel haltungsschwach bzw. haltungsgeschädigt.
- 30 – 40 % der Kinder zeigen Koordinationsschwächen,
- mehr als 30 % haben Übergewicht,
- bei 20 – 25 % diagnostiziert man Herz-Kreislaufschwächen.
Der Fonds Gesundes Österreich empfiehlt für Kinder und Jugendliche (Österr. Empfehlungen für gesundheitswirksame Bewegung, 2012, FGÖ), dass sie sich täglich mindestens 60 Minuten mit mittlerer Intensität, das heißt es könnte noch gesprochen aber nicht mehr gesungen werden, bewegen sollten, drei Mal pro Woche muskelkräftigende und knochenstärkende Bewegungsformen durchgeführt werden und zusätzlich etwas für Koordination und Beweglichkeit getan wird. Da merkt man schon, dass wahrscheinlich nur wenige Kinder diese Empfehlungen erfüllen, es sind derzeit leider nur etwa 20% der 11-15 jährigen.
Wie kann man Kinder zu mehr Bewegung motivieren?
Hat man den allgemeinen Motivierungsvorgang begriffen, so wird einem schnell deutlich, dass Motivation und Motiviertheit
- aktive Vorgänge des Individuums sind,
- individuell sehr unterschiedlich sein können
- von außen „nur“ aufgrund von „Vermutungen“ unterstützt werden können und daher „Rezepte“ nahezu unmöglich sind.
Es gibt daher leider kein Patentrezept, man muss versuchen, an allen Ebenen anzusetzen.
Welche Ebenen können unterstützen und wie?
Die Politik bestimmt die Rahmenbedingungen. Möglichkeiten zur Bewegungen müssen immer vorhanden sein, denn Kinder beschäftigen sich üblicherweise selber mit Bewegung, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, daher:
- Bewegungsräume und -möglichkeiten in öffentlichen Einrichtungen und Plätzen, vor allem in Kindergärten und Schulen schaffen
- Stiegenhäuser so platzieren, dass sie wahrgenommen werden und nicht die Lifte
- tägliche Turnstunde nicht nur in der Nachmittagsbetreuung, sondern auch im Regelunterricht
TrainerInnen und LehrerInnen können die Motivation der Kinder fördern, wenn die Kinder bereits eine Einheit besuchen und damit dazu beitragen die Bindung zur Bewegung zu stärken.
- Bereich: Lernklima
- Verständnis zeigen: Trainer/In bzw. Übungsanleiter/In zeigt in Konfliktsituationen Verständnis für die Sportler/Innen und hält sich mit dem Androhen und der Anwendung von negativen Sanktionen zurück.
- Persönliches Gespräch: Trainer/In bzw. Anleiter/In führt mit Sport/Innen -auch unabhängig vom Lerninhalt -persönliche Gespräche; er thematisiert gelegentlich unangemessenen Umgang mit-und untereinander; stellt Sportler/Innen nicht bloß.
- Bereich: Aufgabenstellung
- Sportler/Innenvorschläge: Trainer/In bzw. Anleiter/In beteiligt Sportler/Innen so weit wie möglich an der Planung und Durchführung der Einheiten;
- Differenzierende Aufgabenstellungen: der/die Trainer/In bzw. Anleiter/In bietet häufig unterschiedliche Aufgabenschwierigkeitenan oder Aufgaben, die eigene Lösungswege zulassen. Er/sie fordert Teilnehmer/Innen zur freien Wahlder Aufgabenschwierigkeit auf. Er verwendet häufiger Aufgaben, die den individuellen Leistungsfortschrittdeutlich machen und nicht direkt einen sozialen Vergleich nahe legen.
- Bereich: Leistungsbewertung
- Individuelle Vergleichsmaßstäbe
- Leistungsgespräche
- Ursachengespräche
- Bekräftigung: (“intrinsische” Motivation bei Teilnehmer/Innen aufbauen.)
Die Eltern können am besten motivieren indem sie gute Vorbilder abgeben, den Kindern Spaß an der Bewegung vermitteln und:
- Kindern Bewegungsmöglichkeiten schaffen, auch in einer Wohnung – zum Beispiel Zimmerschaukel, Reckstange (am Türrahmen), kleines Trampolin, Kriechtunnel, Matten, Hochbetten mit Rutschen etc. und die Kleinen Laufen, Toben, Springen lassen – solange sie nichts kaputt machen 😉
- Bewegungswelten erfinden und mit den Kleinen durchspielen, zum Beispiel Tiere nachmachen, Piraten spielen, Bergsteiger (Couch erklimmen), etc.
- Kinder nicht überbehüten sondern zu neuen Bewegungserfahrungen ermutigen
- Gemeinsam mit den Kindern etwas unternehmen
Schnelle Tipps um Kinder für Bewegung zu begeistern
- Gemeinsame Ausflüge machen auf den Eislaufplatz, zu besonderen Spielplätzen, in Erlebnisbäder, etc.
- Eislaufen, Schlittenfahren, Bobfahren im Winter
- Kreativ sein und selber mitmachen bzw. vorleben
- Musik auflegen und zum Tanzen animieren
- Kinder in die Hausarbeit mit einbeziehen
- Lieblingssportarten der Kinder herausfinden und Vereine suchen, bei denen man eine Schnuppereinheit besuchen kann
- Regeln vereinbaren zur Zeit vor dem Computer und/oder Fernseher und konsequent daran halten
Ich wünsche dir, dass du in Bewegung bleibst, das ist nämlich der erste und wahrscheinlich auch wichtigste Schritt dazu auch deine Kinder zu mehr Bewegung zu motivieren!
Verwendete und weiterführende Literatur zum Thema Kinder zu Bewegung motivieren:
Weineck, J. (1996). Sportbiologie. 5. Auflage. Nürnberg: Spitta.
Grosser, M. & Starischka, S. (1998). Das neue Konditionstraining für alle Sportarten, für Kinder, Jugendliche und Aktive. München: BLV.
Titze, S., Ring-Dimitriou, S., Schober, P.H., Halbwachs, C., Samitz, G., Miko, H.C., Lercher, P., Stein, K.V., Gäbler, C., Bauer, R., Gollner, E., Windhaber, J., Bachl, N., Dorner, T.E. & Arbeitsgruppe Körperliche Aktivität/Bewegung/Sport der Österreichischen Gesellschaft für Public Health. (2012). Österreichische Empfehlungen für gesundheitswirksame Bewegung. (Wissen 8). hg. v. GÖG/FGÖ. Gesundheit Österreich GmbH / Geschäftsbereich Fonds Gesundes Österreich. Wien.